Loser Tee – Die einfachsten Zubereitungsarten für Anfänger
„Wie kann ich diesen besonderen Tee zuhause zubereiten?“ ist die häufigste Frage, die am Ende einer Teezeremonie gestellt wird.
Die unausgesprochene Annahme dahinter ist oft: Für besonderen Tee braucht man auch besonderes Zubehör. Und ja – hochwertiger Tee verlangt ein wenig mehr Aufmerksamkeit, aber das bedeutet nicht, dass wir alles unnötig verkomplizieren müssen. Es gibt einige ganz einfache Möglichkeiten, losen Tee zuhause aufzubrühen – und manche davon erfordern nicht einmal mehr als das, was du ohnehin schon in deiner Küche hast.
Doch bevor wir auf die verschiedenen Methoden eingehen, schauen wir uns ein paar Grundvoraussetzungen an, damit sich loser Tee in seiner ganzen Aromenvielfalt entfalten kann:
Wasser
Die Qualität des Wassers hat einen überraschend großen Einfluss auf den Geschmack des Tees. Das ist ein eigenes Thema für sich – daher ganz einfach gesagt: Nicht jeder Tee verlangt nach dem gleichen Wasser. Je nach Wohnort kannst du Leitungswasser verwenden, sofern es nicht stark gechlort ist. Am besten vorher durch einen Filter laufen lassen.
Stilles Mineralwasser kann ebenfalls gut funktionieren – du musst wahrscheinlich etwas herumprobieren, bis du eines findest, das dir schmeckt.
Und wenn du das Glück hast, in der Nähe einer Quelle zu leben: Probier’s aus – vielleicht ist das der beste Tee, den du je getrunken hast!
Raum
Teeblätter brauchen Platz, um sich zu entfalten. Vor allem hochwertige Tees vergrößern beim Aufguss ihr Volumen um ein Vielfaches. Das Gefäß, das du zum Aufbrühen verwendest, sollte das berücksichtigen.
Präsenz
Selbst wenn du das richtige Gefäß wählst, gutes Wasser und hochwertigen Tee hast – das eigentliche Erlebnis hängt sehr stark davon ab, wie gegenwärtig du beim Zubereiten bist. Tee, der hastig getrunken wird, zeigt selten seine ganze Schönheit. Aber „Präsenz“ bedeutet nicht, dass du im Lotussitz in einem Meditationsraum sitzen musst. Wir können auch unterwegs oder mitten in einem stressigen Arbeitstag ganz bei uns sein. Wenn du deinen Tee mithast – genieße jeden Schluck ganz bewusst. Wie alles rund um Tee ist auch Präsenz ein Lernprozess, der uns viel über uns selbst beibringen kann. Sie kann in stillen Momenten geübt werden – aber ihre wahre Kraft entfaltet sie erst, wenn wir bemerken, dass wir sie immer mit uns tragen können.
Unter Berücksichtigung dieser Grundlagen, können wir uns nun der technischeren Seite des Teetrinkens zuwenden. Das Wichtigste: Tee von hoher Qualität kann meistens viele Male aufgegossen werden (oft zehn Mal und mehr) und es grenzt an Verschwendung, ihn nur einmal aufzugießen und die Blätter dann zu entsorgen. Deshalb gilt bei der Wahl des Aufgussgefäßes: Kleiner ist besser.
Hier die vier einfachsten Methoden, losen Tee zuzubereiten:
1. Teesieb
Neben Teebeuteln ist dies wohl die verbreitetste Methode in Europa: Ein kleines Sieb aus Metall oder Kunststoff wird mit Tee befüllt und nach dem Aufguss wieder aus der Tasse genommen. Zwar ist das vielleicht nicht die eleganteste Art, Tee zu trinken – aber sie ist praktisch und effektiv.
Wichtig: Achte darauf, dass dein Teesieb groß genug ist, damit sich die Teeblätter entfalten können. Nicht empfohlen: Kleine Teekugeln („Teeei“), da sie dem Tee kaum Platz lassen.
2. Teekanne
Eine kleine Teekanne ist ein wunderbarer Ausgangspunkt und kann ein Freund für’s ganze Leben werden. Wenn du allein trinkst, reicht ein Kännchen mit 100–150 ml völlig aus.
Manche Kannen haben ein Metallsieb, andere ein eingebautes Sieb im Ausguss, das beim Ausgießen die Blätter zurückhält. Letzteres ist eine sehr elegante Lösung und vor allem bei chinesischen und japanischen Kannen üblich – es lässt den Teeblättern besonders viel Raum.

Ideal für Einsteiger sind Kannen aus Glas oder Porzellan, da sie den Geschmack des Tees nicht aufnehmen. Tonkannen hingegen speichern Aromen und beeinflussen mit der Zeit den Geschmack – das braucht etwas mehr Erfahrung.
3. Gaiwan
Wer Lust auf etwas Exotischeres hat, kann mit einem Gaiwan beginnen – eine schlichte, aber äußerst elegante Art, Tee zuzubereiten.
Das chinesische Wort Gaiwan bedeutet wörtlich „Schale mit Deckel“ – und genau das ist es auch. Ein Gaiwan besteht aus drei Teilen: Schale, Deckel und Unterteller. Er fasst meist 100–150 ml und ist in der Regel aus Porzellan.


Zum Einstieg ist ein weißer Gaiwan besonders praktisch: Man sieht darin schön, wie sich die Blätter entfalten – und die Farbe des Tees kommt besonders gut zur Geltung. Der Deckel wird beim Ausgießen als Sieb verwendet – das braucht etwas Übung (um sich nicht die Finger zu verbrennen), macht aber Spaß und sieht wunderschön aus.
4. Grandpa Style
Wenn wir an Tee in seinen asiatischen Ursprungsländern denken, haben wir vielleicht Bilder von meditierenden Mönchen, japanischen Zen-Gärten oder ausgefeilten Teezeremonien vor Augen. Aber die bei Weitem häufigste Methode, in Asien Tee zu trinken, ist, es “wie ein Opa” zu tun – diese liebevoll benannte Methode bezeichnet die wohl einfachste Art, losen Tee mitten im Alltag zu konsumieren: Die Teeblätter kommen direkt in die Tasse (oder Flasche, wenn du unterwegs bist) – mit heißem Wasser aufgießen, kurz warten, bis sich die Blätter gesetzt haben – dann trinken. Du kannst so oft Wasser nachgießen, wie du möchtest.

„Grandpa Style“ ist praktisch, unkompliziert, und überall machbar. Ohne Sieb, ohne Timer, ohne Zubehör. Als AnfängerIn wirst du ausprobieren müssen, welcher Tee sich dafür eignet. Wenn der Tee zu schnell zu intensiv wird, nimm weniger Blätter, verdünne den Tee nach dem Ziehen lassen mit mehr Wasser oder wähle eine andere Methode.
Fazit
Beim Teezubereiten gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Loser Tee braucht zwar etwas mehr Aufmerksamkeit – aber lass dich nicht von komplizierten Anleitungen oder Ritualen abschrecken, vor allem am Anfang deiner Teereise. Halte es einfach und spielerisch. Erlaube dir, zu experimentieren und Schritt für Schritt zu lernen. Jede Tasse ist ein Übungsfeld – für Technik, Geschmack und Achtsamkeit. Denn Tee trinken ist keine Performance. Es ist eine Einladung, innezuhalten und ganz im Moment zu sein, wie auch immer dieser aussehen mag. Und das allein ist eine kleine Revolution.

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